Schneeschuhwandern & Umwelt

Natursportarten bringen meist Konfliktpotenziale mit sich, so auch das Schneeschuhlaufen.
Schneeschuhläufer sind im Gegensatz zu Wanderern oder Skifahrern nicht an eine bestimmte Infrastruktur gebunden, sondern können sich unabgängig von Wegen oder Pisten frei durch das Gelände bewegen. Es besteht somit keine automatische Infrastruktur gegebene Kanalisierung. Diese Sportart wird über alle Höhenstufen ausgeübt und überschneidet sich deshalb stark mit den sensiblen und wertvollen Lebensräumen der Wildtiere wie zum Beispiel der Rauhfusshühner (Hasel-, Auer-, Birk- und Schneehuhn) oder Steinböcken, Gämsen und Rehen. (DAV 2004).


Vor allem stellen die Wintermonate für die Wildtiere eine besonders schwierige Zeit dar aufgrund von niedrigen Temperaturen, des spärlichen Angebotes frischer Nahrung, von Witterung und Lawinen. Zudem fällt bei den meisten Säugetieren die Fortpflanzungszeit in den Winter, denn dadurch haben die im Frühjahr geborenen Jungtiere eine Chance, sich im kurzen Bergsommer zu entwickeln und sich die notwendigen Reserven anzufressen, um den nächsten Winter zu überleben (Winkler et al. 2005: 14, 20).
Werden die Wildtiere häufig unvermittelt durch die Natursportler gestört, werden diese aufgeschreckt, zur Flucht veranlasst und können somit in lebensgefährliche Stresssituationen geraten. Die Tiere verbrauchen durch ihre ständige Flucht im hohen Schnee übermässig viel Energie und ihre Überlebenschance sinkt erheblich im Winter. Eigentlich ist die Strategie der Tiere im Winter, sich möglichst wenig zu bewegen, um ihre Energieausgaben tief zu halten, denn auch ohne zusätzliche Belastungen gelangen viele Wildtiere an ihre körperlichen Grenzen. Die Fortpflanzung kann unterbunden werden, indem die Tiere unnütz zu viele Fettreserven verbrennen oder Nistplätze aufgeben müssen. Die Tiere verlassen gute und geschützte Einstands- und Futterplätze und verlieren so wertvollen Lebensraum. Wird das Schalenwild von seinen Wintereinstandsplätzen in den Bergwald vertrieben, so hat das negative Auswirkungen auf diesen Lebensraum, denn die Tiere richten bei ihrer Flucht Verbissschäden an Jungbäumen an, was auf lange Sicht gesehen zu einer Schädigung des Waldes führen kann. (Arlettaz et al. 2007, Ingold 2007, Schneeschuhlaufen mit Vernunft, in: Walliser Bote, 26.01.2007).

Als Reaktion auf die derzeitige Situation, einer Erhöhung des Schadens- bzw. Störpotenzials durch das Schneeschuhwandern auf die Wildtiere, werden in vielerorts Massnahmen geplant und realisiert. Sie reichen von lokalen Besucherlenkungsmassnahmen, über Zonierungen (z.B. Wildruhezone)

Wildtiere haben sich den schwierigen Bedingungen des Winters im Hochgebirge angepaßt: Um Energie zu sparen, beschränken diese ihre Aktivitäten auf ein Minimum und halten sich nur dort auf, wo sie ge-nügend Nahrung finden, vor ihren natürlichen Feinden sicher sind und die große Kälte überstehen. Besonders die gefährdeten Rauhfußhühner (Birkwild, Auerwild und Alpenschneehuhn) dürfen nicht gestört werden. Schnee-und Birkhühner suchen Schutz in selbstgegrabenen Schneehöhlen. Kommt der Schneeschuhwanderer den Verstecken der Tiere zu nahe, suchen diese panikartig das Weite und kehren manchmal erst Stunden später in ihre optimalen Lebensräume zurück. Bei der Flucht verbrauchen sie sehr viel Energie, die im Winter nur begrenzt zu ersetzen ist. Damit sie flugtauglich bleiben, können sich Rauhfußhühner keine großen Reserven anfressen. Deshalb führen häufige Störungen zur Schwächung der Tiere bis hin zum Tod durch Verhungern. Sehr wichtig für Rauhfußhüh-ner ist es, daß sie zu ihren Aktivitätszeiten Gebiete aufsuchen können, wo sie ihre Nahrung finden. Daher sollten in den Lebensräumen der Wildtiere Gipfel, Rücken und Grate zumindest am Morgen bis etwa 10 Uhr und am späten Nachmittag ab etwa 16 Uhr störungsfrei bleiben.


Acht Tipps für naturverträgliches Schneeschuhgehen:

1.Markierungen und Hinweise beachten.

2.Ruhezonen und Schutzgebiete für Wildtiere respektieren, Futterstellen umgehen, Lärm vermeiden.

3.Lebensräume erkennen: Dem Wild nach Möglichkeit auswei-chen. Wildtiere nur aus Distanz beobachten.

4.Richtige Zeitplanung: In den Lebensräumen der Wildtiere auf Gipfeln, Rücken und Graten nur zwischen 10 Uhr bis 16 Uhr unterwegs sein.

5.In Waldgebieten auf Forst-und Wanderwegen bleiben. Auf keinen Fall kreuz und quer durch den Wald laufen. Nicht durch Aufforstungen und Jungwald gehen.

6.Am besten im Bereich der üblichen Skirouten bleiben. Aufstiegsspuren der Skifahrer jedoch nicht beschädigen.

7.Umweltschonend anreisen: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, Fahrgemeinschaften bilden.

8.Wenn doch mit dem Auto: Ausgewiesene Parkplätze benutzen, keine Zufahrten blockieren.